Berichte von 08/2005

Los geht's, aber erstmal nach Kopenhagen

22Aug2005

Gegen 15.30 gings los zum Flughafen Berlin-Schönefeld. Mit im Gepäck sind nicht nur Reiserucksack, Schlafsack und Laptop sondern auch ein verpacktes aber zerlegtes Damenrad. Das Einchecken ging erstaunlich unkompliziert, schnell am Automaten die Gepäckaufkleber ausgedruckt, das Gepäck abgegeben und los gings! Okay, voher war noch der Abschied von Familie und Freundin, aber auch das war relativ entspannt, da ich sie ja in 3 Wochen wieder sehe.

Im Transitraum angekommen, zeigten sich die Kehrseiten des günstigen Preises von easyjet. Erstens waren wir zu viele Leute in einem zu kleinen Transitraum, zweitens mussten wir zum Flieger laufen und drittens hatte der Flieger gut 30 min Verspätung. Vielleicht kann man diese Dinge noch verkraften, wenn man bedenkt, dass das Flugticket nur 20 EUR kostet, doch es ging noch weiter.

Kaum als ich meinen Platz im Flieger gefunden hatte (man setzt sich einfach im Flieger hin wo etwas frei ist) stotterte uns der Kapitän in stark dänisch-akzentuierten Englisch entgegen, dass die Maschine einen technischen Defekt hat und wir erstmal einen Techniker abwarten müssen. Sehr vertrauenserweckend!

Nachdem der Techniker das Problem mit dem Triebwerk behoben hatte, kam die nächste Meldung: Es wird ein falsches Gepäckstück gesucht und wir sollen unser Gepäck identifizieren. Im gleichen Moment sahen wir, wie unsere Koffer aus dem Flugzeug ausgeladen (besser: rausgeworfen) wurden und wir durfen rottenweise das Flugzeug verlassen um unser Gepäck zu indentifizieren. Als dann auch dieses Problem nach einer halben Stunde gelöst war, konnten wir dann auch endlich starten, mit fast 2 Stunden Verspätung! Dafür hat der Kapitän ordentlich Gas gegeben und wir waren in einer 3/4 Stunde in Kopenhagen.

Etwas desorientiert versuchten wir dort zunächst mit dem Bus zur Jugendherberge zu kommen, aber warum auch immer, in Dänemark ist es nicht erlaubt ein Fahrrad im Bus mitzunehmen. Schwachsinnsregelung! Glücklicherweise fährt immer im 20 min Takt eine Bahn zum Kopenhagener Hauptbahnhof, gegen 0.20 trafen wir dann auch endlich dort ein und hauten uns nach einer kalten Cola in die Kojen.

Erkenntnisse: Easyjet löst die Probleme auf sehr konventionelle Art und Weise.

Kopenhagen ist eine schöne Stadt.

Die Jugendherberge in Kopenhagen ist wirklich zu empfehlen.

Von Kopenhagen nach Växjö

23Aug2005

Der Tag begann recht unspektakulär mit einem frühen Aufstehen gegen 8.00 Uhr (durch den Straßenlärm von Kopenhagen war man ohnehin schon wach). Schnell noch für 6 EUR extra Bezahlung das Frühstück gegönnt und dann gings auch schon los mit Fahrrad und viel Gepäck zum Kopenhagener Hauptbahnhof.

Warten am Bahnhof Kopenhagen 

Erste Überraschung dort: Wie kommt man an die Tickets und woher wissen wir wann unser Zug abfährt? Nach einigem Suchen fanden wir die Fahrkartenschalter (hier muss man wie beim Amt eine Nummer ziehen) und konnten unsere Probleme lösen. Die 3-stündige Zugfahrt war recht entspannend, es ging über die Öresund-Brücke und Malmö direkt nach Växjö. Dort wurden wir von attraktiven Frauen empfangen und direkt zum International Office der Universität gefahren. Hier gabs auch gleich die Schlüssel für die Wohnung und im Handumdrehen stand ich mit meinen Koffern in meiner Bleibe für die nächsten 10 Monate!

Ich wohne mit 13 Leuten auf einem Flur, wobei bis heute nur 4 Wohnungen belegt waren. Unsere Küche sah aus, also ob gerade eine wilde Party stattgefunden hat. Meine Mitbewohner sind recht freundlich, obwohl ich bis jetzt nur eine Koreanerin recht gut kennengelernt habe.

Mein Wohnheim im Seminarievägen Unser gemeinsames Wohnzimmer im Seminarievägen

Die Stadt ist sehr grün und ist umgeben von mehreren Seen. Der Weg zum Campus ist sehr gut ausgebaut, man fährt immer nur auf Radwegen. Auch der Campus ist sehr grün.

Uferpromenade in Växjö Springbrunnen in Växjö Campus der Universität Abends von der Uni nach Hause  

Erkenntnisse: Die Entfernung von der Uni zur Wohnung ist weiter als ich gedacht hatte.

Dritter Tag in Schweden

25Aug2005

Langsam wächst mein Flur zu einer Internationalen Gemeinschaft. Neben der Koreanerin und den Österreicher, die ich schon am ersten Tag kennengelernt hatte, sind jetzt auch noch eine Italienerin, eine Slowenin, ein Spanier und zwei Franzosen eingezogen. Eine deutsche soll auch noch hier wohnen, aber ich hab sie noch nie gesehen.

Ein paar Worte möchte ich noch über die schwedische Partykultur loswerden, weil sie sich sehr von der deutschen unterscheidet. Zunächst mal gibt es vor den eigentlich Parties in Student Pubs oder Diskos immer Preparties. Diese finden bei irgend jemanden privat statt und das einzige Ziel dieser Parties ist es, schnell besoffen zu werden. Dann gehen die richtigen Parties schon gegen 8 oder spätestens 9 los. Und anders als in Deutschland wo jeder erst 3 Studen nach Diskobeginn hingeht, sind hier schon lange Schlangen um in die Disko reinzukommen. Nach einem schweren Diskobrand in Stockholm vor ein paar Jahren wird hier viel Wert auf Sicherheit gelegt und somit drängeln sich alle um die wenigen Eintrittskarten. Die Disko ist auch schon um 1 zu ende, in ganz Schweden. Danach geht es meinst zu Afterparties, irgendwo bei jemanden privat.

Anstehen am Pudas

Was man so nach ein paar Tagen in Schweden sagen kann, ist das die Leute hier viel mehr Alkohol konsumieren als in Deutschland. Und wenn hier getrunken wird, dann richtig! Ich hab noch nie so viele betrunkene Mädels gesehen wie hier, daran muss ich mich erstmal gewöhnen. Dafür sind die Pubs auch nicht so anonym wie bei uns, man kommt viel mehr in Kontakt mit fremden Menschen. Gerade für jemanden der neu in Schweden ist, ist das eine super Gelegenheit.

Erkenntnisse: Die Schweden gehen zu DJ Ötzi und Scooter richtig ab.

Ohne Mitglied in einer Studentenvereinigung (Student Nation) zu sein, kommt man in kein student pub.

Auch kalte Krabben schmecken.

Der Alltag geht los

31Aug2005

Heute ist der erste Tag in Schweden, an dem ich nicht zu einer Party gehe. Deshalb Zeit für mich das Tagebuch ein wenig zu vervollständigen. Ich komme gerade vom Korean-Dinner mit allen Leuten von unserem Flur. Hee Jung hat gekocht, es war wirklich sehr lecker. Endlich konnte mir auch mal einer erklären, wie man richtig mit Stäbchen isst.

Korean Dinner

Ansonsten habe ich am Dienstag meine erste Vorlesung (lecture) gehabt und es war alles etwas neu für mich. Die Anzahl der Studenten im Kurs ist mit 20 Leuten sehr überschaulich (in Deutschland sitzen manchmal mehr als 100 Leute) und die Professoren scheinen sich wirklich für die Belange der Studenten zu interessieren. Auch gibt es keine Unterteilung in Vorlesung und Übung, es gibt einfach nur lectures. Man hat deutlich weniger Unterricht in der Uni, aber dafür muss man zu Hause auch viel Kursliteratur durcharbeiten.

Recht ungewöhnlich ist es, die Leute mit dem Vornamen anzusprechen. Auch sucht man hier vergeblich ein Namensschild an der Tür mit dem Titel "Prof. Dr. sc. rer. nat.".

Erkenntnisse: Jede Nation hat eine andere Form des Abwaschens.

Koreanisches Essen schmeckt ein wenig anders wie das chinesische, es ist aber auch sehr schmackhaft.