Good bye Sweden!

06Juni2006

Die letzten Tage und Nächte in Växjö waren einfach super intensiv. Zum letzten mal feierten wir alle gemeinsam im Pudas, Stallarna, Sivans oder auch im Waschkeller. Wir hatten sehr viel Spaß auf der einen, aber auch sehr besinnliche Momente auf der anderen Seite.

Aus allen Teilen der Erde wurden wir vor 10 Monaten auf diesem friedlichen Fleck in Südschweden zusammen gewürfelt. Ich kann mich noch genau an die ersten Tage erinnern und wie aufregend es für mich war, plötzlich mit so vielen unterschiedlichen Nationen zusammen zu leben. Für uns alle war es eine neue Umgebung, eine neue Sprache und ein neues Land. Gemeinsam haben wir das Jahr fernab von der Heimat gemeistert. Wir haben zusammen gelebt, gelacht, gefeiert, studiert, diskutiert Reisen unternommen und dabei gemeinsam sehr viel Spaß gehabt. Jeder Einzelne mit einer gehörigen Portion Abenteuerlust waren wir auf der Suche nach Neuem, und wir haben es gefunden. Die Zeit in Schweden werde ich mein Leben lang nie vergessen!

Durch den Schritt ins Ausland habe ich einiges verloren, aber ich habe so unendlich viel gewonnen. Ich habe Freundschaften mit Menschen aus allen Teilen der Welt geschlossen. Ich habe erfahren, wie wichtig der erste Eindruck ist. Ich habe gelernt, dass typisch deutsche Verhaltensweisen nicht immer freundlich auf andere wirken. Überhaupt habe ich gelernt, was es heißt, Deutscher zu sein. Ich habe mehr über andere Länder und deren Menschen erfahren, als es mir jedes Buch erzählen kann. Ich habe Abstand von meiner Heimat gewonnen und vielleicht auch gerade deshalb einen etwas anderen Blickwinkel auf Deutschland bekommen. Ich habe erlebt, dass man als Deutscher oft mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Für mich ist die Welt einfach ein Stück zusammen gewachsen und ich fühle mich nicht mehr nur auf meine Landesgrenzen gebunden.

Dieses Jahr, welches uns zu Begin als das "wohl schönste unseres bisherigen Lebens" prophezeit wurde, ist nun zu Ende. Ein Jahr voller neuer Entdeckungen und Bekanntschaften. Ein Jahr voll neuer Perspektiven und leider auch ein Jahr voller Abschiede. Ein Jahr mit vielen Hochs, und nur wenigen Tiefs.

Ich bin wirklich Glücklich, dass mir diese Möglichkeit gegegeben wurde. In Deutschland hätte ich ganz normal mein Studium durchgezogen, hätte mit den selben Leuten verkehrt und wäre in der gewohnten Umgebung geblieben. In diese Umgebung gehe ich nun zurück, mit vielen Erinnerungen in meinem Kopf, die dort keiner teilen kann. Als ich Deutschland verlassen habe, war vieles anders.

Ich wäre gerne noch länger in Schweden geblieben, aber ich muss auch mein Studium in Cottbus vorrantreiben. Für mich bleibt es weiterhin ein Traum, in einem fremden Land zu leben. Ich hoffe dieser Traum findet mit meinem Praktikum in England eine Fortsetzung. Ich bin stolz auf mich, dass ich den Schritt gewagt habe. Ich glaube, in meinem zukünftigen Leben werde ich mich leichter in neuen Umgebungen zurecht finden und vielleicht auch etwas mehr die Herausforderung suchen.

Am 06.06.06, dem Nationalfeiertag Schwedens, verlasse ich um 9.25 Uhr Växjö und kehre meinem Lebensmittelpunkt der letzten 10 Monate den Rücken zu. Ich sage Good Bye zu einer Stadt, die ich wahrscheinlich nicht so schnell wieder sehen werde. Es wird eine schwierige Fahrt nach Hause, vorbei an den schier endlosen Wälder- und Seenlandschaften nach Trelleborg. Ich habe Zeit mich gefühlsmäßig von dem Land zu verabschieden, in dem ich die letzten 10 Monaten so einzigartige Erfahrungen sammelte. Pünktlich um 13.00 Uhr legt die Fähre vom Hafen in Trelleborg ab, damit habe ich Schweden letztmalig verlassen. Komischerweise ist dies meine erste Fahrt mit Auto nach Hause, sonst bin ich immer geflogen.

Was kommt nun?

Mir wurden durch den Auslandsaufenthalt einige Türen geöffnet. Die erste neue Gelegenheit ist mein Praktikum in England, an welches ich unter normalen Umständen wohl nie rangekommen wäre. Es wird eine Umstellung sein, jeden Morgen pünktlich auf der Matte zu stehen und richtig Verantwortung zu übernehmen. Dafür habe ich aber erneut die Möglichkeit, ein anderes Land und andere Menschen kennen zu lernen.

Dieses Tagebuch endet hier. Vielen Dank für eure Reaktionen und Kommmentare! Ihr seit es, die mich dazu bewegen das Tagebuch weiter zu führen.

GOD BLESS ERASMUS!