Reise nach Island

16Mai2006

Nachdem ich schon Touren nach Oslo, Kiruna, Vemdalen, Kopenhagen und anderen Städten hatte, sollte es diesmal ein etwas entfernteres Ziel sein. So haben wir schon vor Monaten mit der Planung einer Rundreise nach Island begonnen. Insgesamt 7 Studenten aus Växjö hatten Lust auf dieses Abenteuer. Diesmal dabei: Karo und Masha (Slowenien), Peter (Österreich), Yuri (Italien), Jonathan (Frankreich), Simon (Australien) und meine Wenigkeit. Dank rechtzeitiger Buchung bei Icelandair haben wir nur 260 EUR für den Flug von Kopenhagen nach Keflavík und zurück bezahlt. Letztendlich haben wir uns entschieden in Jugendherbergen zu schlafen und die Insel entgegen dem Uhrzeigersinn mit einem Jeep zu umrunden.

16.Mai Anreise

Für mich ist der Zeitraum der Reise eigentlich Ideal, den genau an unserem Abflugtag bin ich aus Deutschland wieder gekommen und musste somit nur in Kopenhagen die Maschine wechseln. Wenn da nicht die Bahn wäre!

Ich habe ganze 2 Stunden am Bahnsteig in Schwedt auf den Zug gewartet, leider vergeblich. Etliche Durchsagen, dass der Zug in 5 Minuten einfährt, waren falsch. Kein Zug kam! Dummerweise hatte ich auf meinem Schwedenhandy kaum noch Guthaben, um große Telefonate zu führen. Es reichte noch für ein halbminütiges Gespräch mit Papa. Eine Viertelstunde später ist er am Bahnhof vorgefahren und hat mich nach Berlin direkt zum Flughafen gebracht. Vielen Dank nochmal Papa! Hätte ich mich auf die Bahn verlassen, wäre ich heute wohl nicht mehr nach Island gekommen.

Mit Easyjet bin ich dann von Berlin nach Kopenhagen geflogen, wo ich auf meine Komilitonen aus Schweden getroffen bin. Pünktlich 19.45 Uhr sind wir mit Icelandair nach Keflavík losgeflogen. Nach 3-stündigen Flug sind wir dank Zeitverschiebung 20.50 Uhr Ortszeit in Island gelandet. Da der Flughafen Keflavik etwa 40 Kilometer von Reykjavík entfernt ist, mussten wir einen Shuttlebus für 1100 ISK (rund 12 EUR) nehmen, um zu unserer Jugendherberge zu kommen. Schon der Weg dort hin führt über eine beeindruckende Lavalandschaft, bei der man an vielen Orten einen leichten Schwefelgeruch wahrnimmt.

Von Reykjavík haben wir noch nicht so viel gesehen, das werden wir morgen in Angriff nehmen.

17.Mai Reykjavík

Nach einer unruhigen Nacht (bedingt durch meine Erkältung) trafen wir uns morgens um 8.30 beim gemeinsamen Frühstück und besprachen den Tagesablauf. Heute stand nur Reykjavík auf dem Programm, so sind wir gleich nach dem Frühstück losmarschiert. Auf dem Weg zum Stadtzentrum werde ich den Eindruck nicht los, in einem riesigen Gewerbegebiet zu sein. Wahrscheinlich auch durch die schlichte Betonarchitektur mit eher langweiligen Fassaden. Der Stadtkern von Reykjavík bietet ein paar schöne Straßen mit bunten Häusern, aber auch hier überwiegt Beton. Die riesige Kirche ist ein gutes Beispiel dafür. Ausgedehnte Grünanlagen mit vielen Bäumen findet man hier nicht, sicherlich auch bedingt durch das ungemütliche Wetter. Nichts desto trotz, Reyjavik ist weltweit eines der Städte mit der längsten Sonnenscheindauer.

Reykjavík Stadtzentrum Ausblick von der Hallgrímskirche Hallgrímskirche in Reykjavík Kirche in Reykjavík  

Die Sehenswürdigkeiten wie Hallgrímskirkja, Hafnarhús, Dómkirkjan und das Nationalmuseum hat man an einem Tag locker abgelaufen. Reykjavík bedeutet übrigens Rauchbucht, was man auch häufig in der Nase zu spüren bekommt. Das Nachtleben wird von einigen Reiseagenturen oftmals zum globalen Hotspot stilisiert, dem wird Reykjavík aber nicht gerecht. Trotzdem besitzt die Stadt mit ihrem Bergpanorama und der jungen Architektur einen besonderen Charme.

18.Mai Rein ins Landesinnere

Etappenziel: Laugarvatn (100 km östlich von Reykjavík)

Da wir unseren Landrover Defender erst um 13 Uhr von der Autovermietung abholen konnten, haben wir uns den Vormittag etwas Zeit gelassen und sind erst gegen 11 Uhr ins Stadtzentrum aufgebrochen. Hertz hatte schon unser Auto auf dem Hof zu stehen und so konnten wir nach den üblichen Formalitäten gleich losfahren. Das Auto ist für 7 Personen ausreichend, jedoch mussten wir uns erst eine Plane besorgen und unser Gepäck auf dem Dach verstauen.

Und dann ging es auch schon raus aus Reykjavík Richtung Osten, zunächst entlang der Straße 36. Schon einige Kilometer außerhalb Reykjavíks bekommen wir einen Einblick in die aussergewöhnliche Landschaft Islands. Wir sehen schneebedeckte Berge, felsige Landschaften, abgelegene Dörfer und blaue Bäche. Nach etwa 40 Kilometern erreichten wir den Þingvellir Nationalpark. Hier kann man die Grenze zwischen eurasischer und nordamerikanischer Kontinentalplatte erkennen, ein tektonisch sehr aktives Gebiet also. Beide Platten driften jedes Jahr ein paar Millimeter auseinander, dadurch tun sich unglaubliche Erdspalten auf, die zum Teil auch begehbar sind. Gleichzeitig ist hier auch der größte See Islands Þingvallavatn, der im Vergleich zu schwedischen Seen aber recht mikrig ausfällt.

Kontolle der Plane Tektonische Platten

Unsere Jugendherberge für diese Nacht befand sich etwa 25 km östlich vom Þingvellir Nationalpark in dem Dorf Laugarvatn. Die Straße dorthin hat sich schon nach einigen Kilometern in eine Schotterpiste gewandelt, was aber dank dem relativ guten Wetter und unseres noch besseren Autos kein Problem darstellte. Die Jugendherberge in Laugarvatn ist wirklich zu empfehlen, wir hatten ein neues Sommerhaus fast ganz für uns alleine und die Landschaft ist auch traumhaft. Ein kleiner Dorfrundgang nach dem Abendbrot machte uns nochmal klar, auf welch heißem Boden wir uns eigentlich hier befinden. In einigen Gärten hört man es zischen und sieht Rauchwolken aufsteigen. An vielen Orten riecht man auch den Schwefel.

Straße nach Laugarvatn

Ganz in der Nähe von Laugarvatn ist auch der Stokkur, Islands Touristenattraktion schlechthin. Dies ist der größte aktive Geysir Islands, der alle 10 Minuten eine riesige Wassersäule in den Himmer schießt. Sehr schön ist auch die Wasserglocke vor jeder Eruption, sowas muss man einfach mal gesehen haben. Drumherum sind viele andere kleine heiße Quellen, die vor sich hin brodeln.

Litli Geysir Stokkur Geysir Stokkur vor dem Ausbruch Stokkur beim Ausbruch Stokkur beim Ausbruch

Folgt man der Straße weiter Richtung Osten kommt man zum Gullfoss ("Goldener Wasserfall"), bei dem das Wasser über 2 Fallstufen in die Tiefe stürzt.

Gullfoss

19.Mai Ab in den Süden

Etappenziel: Vík (Süd-Island, am Rande des Gletschers Myrdalsjökull)

Zwar sind wir nicht ganz pünktlich von der Jugendherberge losgekommen, aber das Packen der Sachen auf den Landrover ging schon deutlich schneller als vorher. Zunächst haben wir uns den Kratersee Kerið angeschaut, der in der Nähe von Laugarvatn zu finden ist.

Kratersee Kerið

Anschließend ging es weiter Richtung Süden zum Städtchen Selfos. Nach einem kurzen Einkauf ging es weiter auf den Straßen 1 (Ringstraße), 30, und 32 Richtung Osten. Vorbei an blaugrünen Seen und Flüssen erreichten wir schließlich das Museumsgehöft Þjóðveldisbær, etwas Abseits des Hofes Stöng. Hier gibt es den Nachbau eines Isländischen Torfhauses zu sehen, wirklich sehr geräumig die Hütte.

Blaue Flüsse

Da wir in einem Reiseführer von einem etwas abgelegenen Wasserfall gelesen haben, sind wir mit unserem Landrover erstmals in etwas rauheres Gelände gefahren. Leider erwiesen sich unsere Karten nicht als genau genug, und nur durch Zufall haben wir den Wasserfall Gjárfoss in mitten der staubigen Landschaft gefunden. Dies ist ein kleines grünes Paradies, mit vielen kleinen Wasserfällen und Lavaskulpturen.

Schotterstraße in Island Wasserspiele

Gleich in der Nähe ist auch der Wasserfall Háifoss, der zweithöchste Wasserfall Islands. Der Fluss Fossá stürzt hier über eine steile Stufe 122 Meter in die Tiefe und macht dabei ziemlich Krach. Leider hat uns der kalte Wind ordentlich zugesetzt, so dass wir nicht allzu lange dort verweilen konnten.

Auf der 75 km langen Schotterpiste ging es dann zurück zur Stadt Hella, um dann anschließend 80 km auf der Ringstraße nach Vík zu fahren. Und obwohl wir an diesem Tage schon einige Wasserfälle gesehen haben, sind wir noch beim Seljalandsfoss und Skógafoss rangefahren, die sich beide direkt an der Ringstraße befinden. Ersteren kann man sogar hintergehen, wirklich sehr beeindruckend.

Seljalandsfoss Seljalandsfoss Ringstraße im Süden Islands Wir mit unserem Jeep

Wenig später erreichten wir auch schon unsere Jugendherberge in Vík. Bleibt noch zu erwähnen, dass es der Wettergott bis jetzt gut mit uns meinte. Es hat nur ganz wenig geregnet und die Sonne hat geschien. Leider ist es überall ganz schön windig, dadurch kühlt man schnell aus.

20.Mai 2006 Entlang der Südküste

Etappenziel: Vagnsstaðir (direkt an der Ringstraße im Süd-Osten Islands)

Bei Temperaturen um die 6° haben wir uns zunächst den schwarzen Sandstrand von Vík angeschaut, der mit Felsen und Basaltsäulen versehen ist. Hier leben übrigens auch sehr viele Papageientaucher, die wir leider nicht zu Gesicht bekommen haben. Es war nämlich gerade Brutzeit, und die entsprechenden Strandabschnitte gesperrt.

Strand von Vik im Süden

Daraufhin haben wir uns spontan entschieden ein wenig näher zum Gletscher Myrdalsjökull zu fahren. Über eine Schotterpiste haben wir versucht nach Þakgil zu kommen, leider führte die Straße ins Nichts und wir sind nicht allzu weit gekommen. So sind wir wieder zurück auf die Ringstraße und bei Klängen von Ramstein weiter Richtung Osten gefahren. Hier gibt es sehr schöne Flusslandschaften, man kann sich richtig vorstellen wir das Wasser während der Schmelze hier seinen Weg zum Meer sucht. Nach etwa 150 km erreichten wir den Rand des Gletschers Vatnajökull, der vom Volumen größte Gletscher Europas.

Straße zum Gletscher

Hier liegt auch der Skaftafell Nationalpark, in dem kein Autoverkehr erlaubt ist. So sind wir zunächst 1 km zum Wasserfall Svartifoss gewandert, der sehr idyllisch am Rande des Gletschers gelegen ist. Auch hier finden sich sechseckige Basaltsäulen, die den Wasserfall wie Orgelpfeifen einrahmen.

Einige Kilometer weiter östlich hatten wir sogar die Möglichkeit, den Gletscher zu besteigen. So sind wir mit unserem Auto weiter Richtung Osten gefahren, bis wir plötzlich vor einer riesigen Gletscherzunge standen. Ein steiler Weg führt hoch direkt auf den Gletscher, was für mich das absolute Highlight für heute war. Meine Schuhe waren leider nicht für diese Art von Wegen entwickelt, so musste ich echt aufpassen, wo ich hintrete. Die Oberfläche war voll mit Eiskristallen, man sollte also nach Möglichkeit auch nicht ausrutschen. Von dort oben hat man einen wunderbaren Ausblick zur Küste, die nur wenige Kilometer entfernt ist. Übrigens findet sich ganz in der Nähe auch die höchste Erhebung Islands mit 2119 Meter ü.d.M..

Vatnajökull Gletscher

Auf dem Weg weiter Richtung Vagnsstaðir haben wir noch einen Halt beim Gletschersee Jökulsárlón gemacht, mit 150 Metern übrigens der dritttiefste See Islands. Es ist schon sehr beeindruckend, wenn man sieht, wie die Eisberge in den See stürzen. Wir hatten sogar das Glück und haben Robben schwimmen sehen.

Gletschersee Jökulsarlon

Vorbei an vielen Schafherden fuhren wir die letzten 25 km nach Vagnsstaðir. Wir hatten hier mal wieder ein ganzes Haus für uns alleine, so konnten wir auch anständig in Simons 21.Geburtstag reinfeiern.

21.Mai 2006 Es wird schweinekalt

Etappenziel: Seyðisfjörður (Ost-Island)

Ein eiskalter und sehr heftiger Sturm peitschte uns gegen 9 Uhr aus den Betten. Das Aufladen der Koffer auf den Jeep erforderte höchste Anstrengungen, die Regenplane haben wir aus Sicherheitsgründen lieber weggelassen. Mit Wortketten-Spielchen vertrieben wir uns die Fahrtzeit nach Höfn (1800 Einwohner), etwa 50 km östlich von unserer Jugendherberge. Die Tankstelle übernimmt auch hier wieder die Funktion des örtlichen Supermarktes, ansonsten war nicht viel los an diesem Sonntag morgen.

Von Höfn aus ging es 270 km entland der Ringstraße zum Hafenstädtchen Seyðisfjörður. Wir machten einige Zwischenhalte an der Ostküste, aber das zunehmend rauhere Wetter machte uns ganz schön zu schaffen. Der Wind hatte unser Auto fest im Griff, kein schönes Gefühl, wenn man die ganze Zeit entlang der Klippen fährt. Übrigens sind hier einige der letzten Teilstücke der Ringstraße, die noch nicht asphaltiert wurden.

Vorbei an menschenleeren Dörfern und beeindruckenden Fjorden wurde es immer kälter. Hinter Reyðarfjörður sogar -5°, gefühlt natürlich um einiges kälter. Der Schneefall setzte ein und so langsam wurde es ungemütlich im Land Rover. Der kalte Wind zog überall rein, die Heizung lief auf Hochtouren. Keiner verschwendete auch nur einen Gedanken an Sightseeing, dafür war es einfach viel zu kalt. Die letzten 25 km von Egilsstaðir nach Seyðisfjörður erwiesen sich als echtes Abenteuer. Die Straße war aufgrund des Schneesturmes kaum mehr als solche zu erkennen und wir musste hohe Berge passieren.

Eben noch Sonnenschein, nun im Schneesturm

Um so schöner war dann die Ankunft in der Jugendherberge, obwohl wir zunächst außer einer Familie aus Berlin keinen von der Jugendherberge dort angetroffen haben. Wenigstens gab es Internet für lau, so konnten wir endlich mal wieder Kontakt mit der Heimat aufnehmen. Nach einer Stunde tauchte dann auch die Besitzerin der Jugendherberge auf und wir konnten endlich unsere Zimmer beziehen.

Seyðisfjörður ist eigentlich nur bekannt wegen seines Fährhafens, große touristische Attraktionen gibt es dort nicht.

22.Mai 2006 Alles dicht

Etappenziel: Akureyri (Nord-Island)

Schon früh um 7 hat der Wecker geklingelt, da wir heute laut Karte knapp 300 km zu schaffen hatten und wir noch beim Jökulsárgljufúr Nationalpark ranfahren wollten. Dort gibt es mit dem Dettifoss einen der eindruckvollsten Wasserfälle Europas (laut Reiseführer) und eine gewaltige Erosionsschlucht von 25 km Länge.

Zunächst mussten wir allerdings erst eines der am dünnsten besiedelten Gebiete Islands durchqueren. Die Autos, die wir auf dieser Strecke gesichtet haben, kann man an zwei Händen abzählen. Dafür konnten wir ein Rentier am Straßenrand sehen.

Entgegen den Vorhersagen des Wetterberichts hat es wieder angefangen zu schneien und zu stürmen. Die Anzeigen an der Straße meldeten zwar einigermaßen erträgliche 2°, aber die Straße zum Jökulsárgljufúr Nationalpark war trotzdem gesperrt. Somit gab es heute keinen Canyon und keinen Wasserfall. Blieb auf dem Weg zur Jugendherberge also eigentlich nur noch Mývatn.

Diese Landschaft in Nordost-Island bietet brodelnde Schlammtöpfe, leuchtende Schwefelfelder, Krater und Lavaburgen. Gesehen haben wir trotzdem davon überhaupt nichts, denn die Sicht war gleich Null. Besonders um Reykjahlið gibt es schöne Dinge zu besichtigen, aber ausser dem Schwefelgeruch haben wir nicht viel wahrnehmen können.

So haben wir uns spontan für einen 140 km Abstecher nach Húsavik entschieden, um dort das Phallologische Museum ("Penismuseum") zu besichtigen. Wir haben uns schon so auf die Exemplare von Walen, Elefanten und anderen Säugetieren gefreut, aber leider war auch hier nichts zu sehen. Das Museum öffnete erst nächste Woche. Sonst kann man hier auch noch Walsafaris machen, bei der die Wahrscheinlichkeit Wale zu sichten so hoch ist, wie nirgendwo sonst in Europa. Leider war an Waltouren bei diesem Schneegestöber überhaupt nicht zu denken, so blieb uns eigentlich nur noch der direkte Weg zur Jugendherberge nach Akureyri. Immerhin war dies der nördlichste Punkt der Islandreise, rund 90 km unter dem Nordpolarkreis.

Gegen 16 Uhr sind wir dann schon in der Jugendherberge eingetroffen, so konnten wir uns noch ein wenig die Stadt anschauen (mit 15.000 Einwohnern übrigens die zweit-größte in Island). Peter, Jonathan und ich sind dann noch spontan ins Kino zu "Mission Impossible 3" gegangen. In Island gibt es übrigens eine Werbepause in den Filmen, wahrscheinlich ist auch deshalb das Kino mit 800 ISK (rund 9 EUR) relativ erschwinglich für isländische Verhältnisse. Dafür war unser Sommerhaus mit 2040 ISK (rund 23 EUR) die teuerste Unterkunft der ganzen Reise.

23.Mai 2006 Schöneres Wetter

Etappenziel: Grundarfjörður (Ost-Island auf der Halbinsel Snæfellsnes)

In der Hoffnung auf besseres Wetter verließen wir Akureyri zur gewohnten Zeit. Leider hatte es die Nacht nochmal ordentlich geschneit, so wurde das Aufladen der Koffer zu einem sehr matschigen Vergnügen. Aus den Erfahrungen der letzten Tage wurden auch die Außenplätze im Land Rover immer unbeliebter, es zog einfach tierisch.

Unser heutiges Etappenziel war Grundarfjörður im Westen Islands auf der Halbinsel Snæfellsnes, etwa 370 km von Akureyri entfernt. Also ging es wieder rauf auf die Ringstraße Richtung Westen. Die ersten 200 km gab es nichts besonderes zu sehen, für meinen Geschmack der Teil der Ringstraße, der am wenigsten zu bieten hat. Nach langen Überlegungen, ob wir noch die Westfjorde ansteuern, haben wir uns dazu entschieden die 400 km Umweg bei diesen Witterungsbedingungen nicht zu fahren.

Statt dessen haben wir uns für den Snæfellsjökull Nationalpark auf der Halbinsel Snæfellsnes entschieden. Dort haben wir uns den 1446 m hohen vergletscherten Vulkan Snæfellsjökull angeschaut und versucht Wale an der äußersten Westküste der Halbinsel zu sichten. Leider haben wir kein Glück gehabt, so sind wir zu unserer Jugendherberge zurück gekehrt und haben die westlichste Unterkunft dieser Reise in Beschlag genommen. Die Gegend ist wirklich sehr schön und dank den langen Tagen konnte wir bis nachts um 12 Uhr draußen umherfahren. Mit 570 km war dies die längste Strecke, die wir an einem Tag zurück gelegt haben.

Snæfellsjökull Nationalpark Westküste von Island

24.Mai 2006 Der Wind geht mir langsam auf den Sack

Etappenziel: Njarðvík (Süd-Ost Island ca. 50 km östlich von Reykjavík)

Heute ging es wieder etwas ins Landesinnere in die Nähe des Örtchens Reykholt. Dieses Gebiet ist stark von Vulkanausbrüchen gekennzeichnet, so ist es nicht verwunderlich, dass es hier mit Viðgelmir eine der größten Lavahöhlen der Welt gibt. Diese Höhle ist touristisch nicht erschlossen, wir sind also auf eigene Faust in die dunkle Höhle gestiegen. Leider sind wir ohne Taschenlampe nicht allzu weit gekommen, die Ausmaße waren aber schon sehr beeindruckend.

Nur einige Kilometer weiter findet man mit Hraunfossar und Barnafoss wieder zwei sehr schöne Wasserfälle. Besonders der Hraunfossar ist etwas besonderes, auf 1 km Breite ergießen sich Unmengen von Wasser in den Fluss Hvitá. Jedoch nicht wie sonst üblich aus einem Fluss sondern aus vielen Quellen unter dem Lavastrom.

Hraunfossar

Rund 20 km nördlich von Borgarnes findet man Europas wasserreichste Heißwasserquelle Deildartunguhver. Ungefähr 180 Liter werden bei 97° pro Sekunde an die Oberfläche befördert. Diese Energie wird durch ein kleines Kraftwerk aufgefangen und an die umliegenden Gemeinden weitergeleitet. Wir hatten uns beinahe verbrannt, also wir in die dampfenden Rohre geschaut haben.

Heiße Quelle Raketensascha

Über Borgarnes sind wir wieder zurück Richtung Njarðvík mit Zwischenhalt in Reykjavík gefahren. Bei Temperaturen um die 5° haben wir noch nach Souvenirs gesucht, aber die Geschäfte hatten alle schon um 6 Uhr geschlossen. Ein bißchen stolz waren wir, als sich alle Leute nach unserem verdreckten Land Rover umgeschaut haben. Eigentlich wollten wir heute auch noch in die Blaue Lagune (Thermalbad in der Nähe unserer Jugendherberge), aber die Zeit war zu kurz gewesen und so haben wir es auf morgen verlegt.

25.Mai 2006 Letzter Tag in Island

Für den letzten Tag in Island haben wir uns nochmal ein richtiges Highlight aufgehoben: Die Blaue Lagune. Schon auf dem Weg dorthin haben wir Rauchwolken von viele heißen Quellen gesehen. Für einen Preis von 1400 ISK (rund 16 EUR) kann man sich dort den ganzen Tag in dem 39 Grad heißen Wasser aalen. Wir hatten nur Zeit für 2 Stunden, aber viel länger hält man es da drin auch nicht aus. Interessant ist aber, dass die Becken alle natürlich sind, man läuft auf sehr feinen Sand und kann sich sogar verbrühen wenn man zu nah an die Quellen geht.

Blaue Lagune Baden in der Blauen Lagune

Nach diesem Erlebnis haben wir uns auf dem Weg zum Flughafen gemacht, wo unsere Reise dann auch schon endet. Insgesamt haben wir 2670 Kilometer zurückgelegt, haben dabei knapp 290 Liter Diesel verbraucht und an 8 unterschiedlichen Orten übernachtet. Innerhalb von 10 Tagen haben wir die unterschiedlichsten Wetterbedingung erlebt. Ich alleine habe 460 Bilder geschossen und 20 Videos gedreht. Noch nie bin ich in einem so aussergewöhnlichen Land gewesen, überhaupt war ich noch nie so weit weg von zu Hause.

Am Flughafen nehmen wir Abschied von einem Land, dass wir so schnell wohl nicht mehr besuchen werden. Ein bißchen ist dies auch wie der krönende Abschluss des Austauschjahres in Schweden, in nur 2 Wochen ist dies für uns alle beendet.

Die Boing 757-200 brachte uns sicher zurück nach Kopenhagen, dort schliefen wir eine Nacht im Terminal und nahmen den ersten Zug um 7 Uhr morgens zurück nach Växjö. Erschöpft aber überglücklich sind wir dort zu sommerlichen Temperaturen eingetroffen.

Wie teuer ist Island eigentlich? Hier ein paar Preise.

1 Liter Diesel 120,7 ISK 1,37 EUR
1 Liter Milch 90 ISK 1,02 EUR
1 Dose Thunfisch 75 ISK 0,85 EUR
1 Kinokarte 800 ISK 9,10 EUR
500 g Spaghetti 90 ISK 1,02 EUR
500 g Schweinegehacktes 450 ISK 5,11 EUR
1 Hot Dog 300 ISK 3,40 EUR
    Stand: 05/2006


Erkenntisse: In 10 Tagen kann man die Insel gut umrunden und alle großen Sehenswürdigkeiten anschauen.

Es gibt haufenweise Schafe und Islandpferde am Straßenrand.

In Reykjavík stinkts nach Schwefel.

Die Isländer fahren kaum Kleinwagen, meistens sind sie in Jeeps unterwegs.

Island hat sehr aussergewöhnliche Kirchen mit unkonventioneller Architektur.

Die Frauen sehen anders aus als in Schweden.

Fast alle Seen und Flüsse in Island sind durch das Gletscherwasser tiefblau bzw. grün.

Die Tage sind verdammt lang in Island. Wir haben manchmal noch um 11 Uhr abends Sightseeing gemacht. Es wird auch nachts nicht richtig dunkel (zumindest zu dieser Jahreszeit).

Das Wetter kann sich minütlich ändern.

Die Kurse zum Geld wechseln sind auf Island viel besser als irgendwo anders.